Einer der bekanntesten Jagdklubs in Österreich ist wohl der Wiener Jagdverein „Grünes Kreuz“ (Gründungsjahr 1905), dervor allem durch den Jägerball in der Hofburg aber auch durch seine karikativen Aktivitäten in Erscheinung tritt.
In der Steiermark sind drei Jagdklubs aktiv: die „Grünröcke“(Gründungsjahr 1882), die „Hubertusbrüder Graz“(Gründungsjahr 1886) und der Orden „Silberner Bruch“(Gründungsjahr 1955).
Doch welche Aufgaben erfüllen diese Jägerklubs heute? Sind sie nur ein reiner Stammtischtreff oder wirken sie als Lobbyisten für das Weidwerk in einer immer jagdkritischeren Gesellschaft?
Der Versuch einer Klärung, am Beispiel des „Jägerklubs Hubertusbrüder“.
Als vor mehr als 135 Jahren gleichgesinnte Herren der Grazer Gesellschaft den „Jägerklub Hubertusbrüder“ gegründethaben, wollten sie nicht nur gemeinsam jagen, sondern schrieben sich die Förderung weidgerechten Jägertums und seiner überlieferten Gebräuche sowie eine zeitgemäße Jagdausübung auf ihre Fahnen. Sie haben damals schon etwas in ihre Statuten geschrieben, was heute noch ungebrochen gültig ist und im Einklang mit der Strategie der steirischen Jägerschaft steht.
Klubmitglieder waren maßgeblich an der Gründung desSteirischen Jagdschutzvereines, der Landesjägerschaft sowie der Jagdzeitschrift „Der Anblick“ beteiligt und stellten u. a. mit Dr. Richard von Kaan einen Landesjägermeister und mit Dr. Rudolf von Fritsch einen Präsidenten des Steirischen Jagdschutzvereines.
Auch heute engagieren sich Klubmitglieder als Hegeringleiter oder Hundeführer über ihre normale Jagdtätigkeit hinaus.Dennoch hat sich der Einfluss der Mitglieder auf das steirische Jagdgeschehen, gegenüber der Gründerzeit, deutlich reduziert.
Heute vertritt die Steirische Landesjägerschaft, als Einrichtung des öffentlichen Lebens, die mehr als 24.000 steirischen Jägerinnen und Jäger, so dass für die Jagdklubs – neben demgesellschaftlichen Moment – im Wesentlichen die Lobbyarbeit und karitative Aktivitäten übrig bleiben.
In einer Zeit, in der die Jagd immer mehr hinterfragt und angegriffen wird, ist es äußerst wichtig die positiven Seiten des Weidwerkes darzustellen. Hier leisten die Klubs, durch Vortragsveranstaltungen, durch stetige Aufklärungsarbeit und durch ihre gute gesellschaftliche Vernetzung wertvolle Beiträge.
Die Notwendigkeit einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit hat auch Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau erkannt und mit den Naturwelten Steiermark ein Forum geschaffen, das breiten Schichten der Bevölkerung die Welt der Jagd erklären soll. Gilt es doch das Weidwerk für die nachkommenden Generationen zu bewahren und die wichtige Funktion der Jägerschaft für den Erhalt einer intakten Natur darzustellen.
Dass Jagd und Naturschutz sich wunderbar ergänzen, bewies auch ein weiteres Mitglied der Hubertusbrüder: Hofrat Dr. Curt Fossel (✞1997) war nicht nur ein leidenschaftlicher Jäger,sondern engagierte sich über Jahrzehnte erfolgreich für den Naturschutz. So fungierte er auch als Leiter der österreichischen Delegation im Naturschutzkomitee des Europarates und wurde 1990 zum Ehrenpräsidenten des Österreichischen Naturschutzbundes ernannt.
Ein Großteil der Klubmitglieder sind Jagdpächter oder Eigenjagdbesitzer und sind damit permanent mit Hege- und Naturschutzmaßnahmen beschäftigt. An den Klubabenden findet ein entsprechender Erfahrungsaustausch statt, verbunden mit der Motivation den ständig wachsenden Anforderungen mit neuen Lösungsansätzen zu begegnen.
Natürlich unterliegt das Klubleben, wie so vieles andere auch, einem starken Wandel. So hat sich in den Jahren einiges verändert, die Wichtigkeit von Traditionen, der Zusammenhalt oder die gemeinsamen Aktivitäten.
Trotz oder gerade wegen der fortschreitenden Digitalisierung unserer Welt sind die Vereine eine tragende Säule des Gemeinwesens und bilden eine wichtige rolle für die Bindung und Aktivierung bürgerlichen Engagements. Die Jagdklubs können zwar den Wandel in unserer Gesellschaft nicht verändern, aber sie haben es in der Hand das Verständnis für das Weidwerk
in der Bevölkerung zu heben und zu verfestigen.
Somit hat sich die vorgestellte Frage „Sind die Jagdklubs noch zeitgemäß“ von selbst beantwortet!
Rudolf Lobnig
Obmann des Jägerklubs Hubertusbrüder Graz
Vielen Dank für diesen Gastbeitrag
JAGAHANS