Geschätzte Leserinnen und Leser
Mein heutiger Beitrag beschäftigt sich mit den alpinen Unfallszahlen des heurigen Jahres. Dieser Bericht wurde am 8. Oktober 2019 vom Kuratorium für Alpine Sicherheit, der Polizei und dem Bergrettungsdienst präsentiert.
Wenn ich zu den Toten und Verletzten noch die unverletzt geborgenen Personen dazurechne, wird eines ganz deutlich – es ist (zu) viel los auf unseren Bergen …
JAGAHANS
PRESSEKONFERENZ, 08.10.2019
Referenten
Prof. Dr. Karl Gabl
Ing. Hermann Spiegl
Major Viktor Horvath, B.A.
Erläuterungen zur Datengrundlage
Die Auswertungen basieren auf den erhobenen Daten der Alpinpolizei. Von der Alpinpolizei werden sämtliche gemeldeten Unfälle im alpinen Gelände unabhängig vom Verletzungsgrad erhoben. Im organisierten Skiraum, also im Bereich der Skipisten und Skirouten sowie auf Loipen werden die Unfälle nur dann erhoben, wenn Verdacht auf Fremdverschulden besteht oder der Unfall für einen der Beteiligten tödlich endet. Die vorliegenden Auswertungen spiegeln die Unfallzahlen zum Abfragezeitpunkt wider und geben keine Garantie auf Vollständigkeit. Einträge in der Alpinunfalldatenbank können auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Betrachtungszeitraum: 01.05.2019 bis 29.09.2019 Stand Abfrage Datenbank: 01.10.2019
Alpines Unfallgeschehen in Österreich — Sommer 2019
Die Unfallzahlen für den Sommer 2019 liegen vor: 162 Alpintote und 2.230 Verunfallte (Tote und Verletzte) in Österreichs Bergen. Eine Zunahme der Toten im Vergleich zum Vorjahr und im Mittel von 10 Jahren. Etwa 30 % der tödlich verunfallten Personen haben österreichweit einen Sucheinsatz zur Folge. Die Zahl der unverletzt geborgenen Personen liegt bei einem Drittel in Österreich. Dies sind Personen, die „blockiert“ sind bzw. sich in einer misslichen Lage befinden. Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit sieht es als seine Kernaufgabe, Prävention in der breiteren Öffentlichkeit zu betreiben. Die im Bergsport etablierte Alpinmesse sowie das Alpinforum werden am 9. bis 10. November 2019 in Innsbruck vom Kuratorium veranstaltet.
Betrachteter Zeitraum: 01.05. bis 29.09.2019
Alpinunfallstatistik Österreich
Im Zeitraum 01.05. bis 29.09.2019 verunfallten in Österreichs Bergen 162 Personen tödlich (Mittel 10 Jahre: 143 Alpintote).
Die Gesamtzahl der Verunfallten (Tote und Verletzte) mit 2.230 ist im Vergleich zum Vorjahr für den betrachteten Zeitraum nahezu ident. Das Mittel von 10 Jahren liegt für den Betrachtungszeitraum bei 1.908 Verunfallten.
In der Ferienzeit Juli/August hat sich ein Großteil, wie auch in den Vorjahren, der Unfälle ereignet (60 %). Die KW 32 (5.8. bis 11.8.2019) mit 15 Alpintoten und die Wochen KW 27, 29 und 34 mit je 13 Toten waren die unfallträchtigsten Wochen mit tödlichem Ausgang.
GESCHLECHT: Die Verunfallten (Tote und Verletzte) verteilen sich wie folgt: 61 % Männer und 39 % Frauen.
HERKUNFT: 46 % der Verunfallten (Tote und Verletzte) im alpinen Raum waren Österreicher und 38 % deutsche Staatsbürger. Bei den tödlich verunfallten Personen entfallen 55 % auf Österreich und ca. ein Drittel auf Deutschland.
WANDERN/BERGSTEIGEN: Die Hälfte (50 %) der verunfallten (Tote und Verletzte) Personen kamen beim Bergwandern zu Schaden. 53 % der Alpintoten (85 Tote; Mittel 10 Jahre: 74 Tote) starben im Betrachtungszeitraum bei der Bergsportdisziplin Wandern. Hauptunfallursachen sind Sturz, Stolpern und Ausgleiten, gefolgt von Herz- Kreislaufversagen. 46 % der tödlich verunglückten Wanderer waren deutscher Herkunft und 39 % Österreicher.
KLETTERN/KLETTERSTEIGE: 15 Personen kamen beim Klettern und Begehen von Klettersteigen ums Leben.
HOCHTOUREN: 2 Personen starben im ausgewerteten Zeitraum auf einer Hochtour.
MOUNTAINBIKEN: Im Betrachtungszeitraum verunglückten 10 Personen beim Mountainbiken tödlich. In den letzten 10 Jahren hat die Zahl der beim Mountainbiken verunfallten (Tote und Verletzte) Personen zugenommen. Dieser Trend hielt auch im Berichtsjahr (576 Verunfallte) an, wobei österreichweit in etwa 39 % mehr Personen verunfallten als im Vergleich zum 10-Jahresmittel (415). Die steigenden Unfallzahlen dürften bei dieser boomenden Outdoor-Sportart vermutlich die direkte Folge von mehr Mountainbikern sein, die in Österreichs Bergen unterwegs sind. Im betrachteten Zeitraum ereigneten sich ca. 4
% der Unfälle (Tote und Verletzte) mit einem E-Bike.
Alpine Notrufe werden nicht nur bei Unfällen abgesetzt, sondern auch von unverletzten
Personen, die sich in einer misslichen Lage befinden bzw. blockiert sind. Darunter fallen Personen, die mit den Begebenheiten einer Tour und den Verhältnissen überfordert sind
PK Sommer 2019
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EXPERTENTHEMEN:
Notfall App (Gabl):
Einsätze aus Sicht des Österreichischen Bergrettungsdienstes (Spiegl):
Sucheinsätze & Ortungsmöglichkeiten aus Sicht der Alpinpolizei (Horvath):
oder sich selbst überschätzen. Im Jahr 2019 sind ein Drittel aller Notrufe darauf
zurückzuführen.
SUCHEINSÄTZE: Insgesamt haben für den Betrachtungszeitraum 30 % (46) der tödlich
verunfallten Personen in Österreich einen Sucheinsatz zur Folge (Mittel 10 Jahre: 24 %),
davon entfallen ca. die Hälfte auf die Bergsportdisziplin Bergwandern.
TIROL: Insgesamt verzeichnet Tirol 61 Todesopfer, davon 35 beim Bergwandern, 8 beim Klettern (davon 5 Tote auf Klettersteigen), zwei Personen beim Mountainbiken, eine Person auf Hochtour, je 4 Tote bei Forstunfällen und bei Flugunfällen (Kleinflugzeugabsturz mit 3 Toten). 7 Alpintote fallen unter Sonstiges. In Tirol sind im
Sommer 2019 16 Alpintote, die als Sucheinsatz registriert wurden.
Die Suche, Ortung und letztendlich die Bergung von verunfallten Alpinisten kann sich als sehr komplex für alle Einsatzkräfte- und beteiligten Organisationen herausstellen. Die Experten berichten über den derzeitigen Stand der Technik, sprechen über Einsätze und geben Empfehlungen für Unternehmungen im Gebirge.
Erste Hilfe kennt keine Grenzen. Die Notfall App „EU-SOS-Alp“ ist für Jedermann/ -frau seit September 2019 in Tirol, Bayern und Südtirol verfügbar. Gabl berichtet über seine Herzensangelegenheit.
Ein Bericht über Einsätze in Tirol und Empfehlungen zur Tourenplanung (Zeitreserven, Ausrüstung, Selbsteinschätzung, Wetterbericht etc.).
Ein Bericht der Alpinpolizei über Suchaktionen sowie die Möglichkeit der Handyortung im Gebirge, v. a. dann wenn das Opfer nicht mehr handlungsfähig ist. Das Landeskriminalamt empfiehlt allgemein bzw. vor Anbruch einer Tour (gerade für Einzelgänger): Eine Verwahrung bzw. Übergabe der Zugangsdaten (Email Adresse + Passwort) zu den Accounts für die derzeit gängigsten Smartphone-Betriebssysteme (Android Google, iOS Apple) bei Angehörigen, Freunden oder Vertrauenspersonen. Im Idealfall ist ein anderes Gerät (Tablet, PC, Mobiltelefon) mit dem verschollenen Gerät bereits vorher verbunden gewesen. Die Suchfunktion am Handy muss ebenfalls aktiviert werden bzw. sein. Der Vorteil für die betroffene Person und die Suchmannschaften liegt durch diese Vorkehrungen am Eingrenzen der Suchradien. Dies ist eine Zeit- und Aufwandsersparnis für alle Beteiligten durch die relativ punktgenauen GPS-Daten.
Bei längeren Touren empfiehlt es sich eine Powerbank für das Handy mitzuführen (Abklärung Handyempfang, evtl. Sattelitentelefon für entlegene Gebiete etc.). Der obligatorische Eintrag im Gipfel- oder Hüttenbuch über den weiteren geplanten Routenverlauf kann nützliche Dienste bei der Suche erweisen.
Mit einfachen Maßnahmen können kosten- und zeitintensive UND stets auch risikobehaftete Sucheinsätze minimiert werden.
den gesamten Bericht finden sie unter folgendem Link:
Link: https://www.alpinesicherheit.at/de/Bericht-Sommer-2019/
Foto: pixabay.com